Der Pfad der Erinnerung erschließt die Gedenkregion Charlottenburg-Nord zwischen der Gedenkstätte Plötzensee und den benachbarten Kirchen, die sich dem Gedenken an den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur widmen.

Symbol Straße

Weg auf öffentlichem Straßenland

Symbol_Weg

Weg durch die Kleingartenkolonien
Nur eingeschränkt barrierefrei, Fahrradfahrer*innen bitte absteigen. Kein Winterdienst in diesem Bereich. Bei Schnee und Eis bitte den Weg über den Friedrich-Olbricht-Damm nehmen.

Symbol Zuwegung

Zuwegung von Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs

Symbol Strassen, die nach Menschen im Widerstand benannt sind

Straßen, Brücken und Gebäude, die nach Frauen und Männern benannt wurden, die im Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben.

Symbol Position von Infostelen

Die Position von Informationsstelen, die Informationen zu den markierten Orten geben.

Gedenkstätte Plötzensee

Hüttigpfad

Evangelische Gedenkkirche Plötzensee

Heckerdamm 226

Katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum

Heckerdamm 230

Evangelische Sühne-Christi-Kirche

Toeplerstraße 1/Ecke Halemweg

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Gedenkstätte Plötzensee

Am Ort der ehemaligen Hinrichtungsstätte im Strafgefängnis Plötzensee befindet sich seit 1952 eine Gedenkstätte für Opfer des Nationalsozialismus aus dem In- und Ausland. Zwischen 1933 und 1945 wurden hier mehr als 2800 Menschen nach Unrechtsurteilen der NS-Justiz ermordet, darunter viele Männer und Frauen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Der Ort dient dem stillen Gedenken.

Der Raum, in dem die Hinrichtungen stattfanden, ist heute Gedenkraum. Im Raum daneben informiert eine Ausstellung über die nationalsozialistische Unrechts-Justiz und die Menschen, die im Strafgefängnis Plötzensee durch das NS-Regime ermordet wurden.

Auf dem Gelände der Gedenkstätte stehen Auskunftsassistenten als Ansprechpartner für organisatorische Fragen zur Verfügung.

Adresse
Hüttigpfad
13627 Berlin
Träger: Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Öffnungszeiten
Täglich 9.00 – 17.00 Uhr
(geschlossen 24. – 26. Dezember und 31. Dezember – 1. Januar)

Verkehrsverbindung
U-Bahnhof »Turmstraße« oder S-Bahnhof »Beusselstraße«, dann Bus 123 bis »Gedenkstätte Plötzensee«

Weitere Informationen
www.gedenkstaette-ploetzensee.de

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte direkt an:
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Telefon +49 30 26995000 oder
sekretariat@gdw-berlin.de

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Evangelische Gedenkkirche Plötzensee

Im Gebäudekomplex des Gemeindezentrums befindet sich die evangelische Gedenkkirche für die Opfer von Plötzensee (eingeweiht 1970). Mit der künstlerischen Ausgestaltung des Kirchenraums wurde der österreichische Künstler Alfred Hrdlicka beauftragt. Er gestaltete 1969 – 1972 den Bilderzyklus »Plötzenseer Totentanz«. Auf großformatigen Zeichnungen werden bildlich Szenen der Hinrichtungen in Plötzensee mit biblischen und gegenwartsbezogenen Szenen verbunden. Das Gemeindezentrum ist gleichzeitig Ort des Ökumenischen Gedenkzentrums Plötzensee »Christen und Widerstand«. Im Gottesdienstraum befindet sich die Ausstellung »Christliche Glaubenszeugnisse aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus«.

Adresse
Heckerdamm 226
13627 Berlin, Charlottenburg-Wilmersdorf

Öffnungszeiten
Montag – Freitag 10.00 – 12.00 Uhr, Donnerstag 16.00 – 18.00 Uhr

Verkehrsverbindung
U-Bahnhof »Jakob-Kaiser-Platz«, dann Bus M21 oder 109 bis »Weltlingerbrücke«; Bus 123 bis »Gloedenpfad«

Weitere Informationen
www.charlottenburg-nord.de/gedenkkirche-ploetzensee

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Katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum

Die 1963 eingeweihte Gedenkkirche der deutschen Katholiken ist den »Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit während der NS-Zeit« gewidmet. Die Besucher begegnen Kunstwerken von Hans Schädel, Fritz König, dem Kreuzweg von O. H. Hajek – und dem gewaltigen Altargemälde von Georg Meistermann, in dem Chaos, Untergang in Form und Farbe ausgedrückt sind.

Seit der Gründung des Klosters 1984 leben, arbeiten und beten direkt neben der Gedenkkirche Karmelitinnen. Die Schwestern erleben es als Herausforderung und als Chance, in Berlin einen Raum des Gebetes zu schaffen, der suchenden Menschen stets offensteht.

Adresse
Heckerdamm 230
13627 Berlin

Öffnungszeiten
Täglich 08.00 – 17.00 Uhr

Verkehrsverbindung
U-Bahnhof »Jakob-Kaiser-Platz«, dann Bus M21 oder 109 bis »Weltlingerbrücke«; Bus 123 bis »Gloedenpfad«

Weitere Informationen
www.gedenkkirche-berlin.de

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Evangelische Sühne-Christi-Kirche

Die 1962 – 1964 für die Bewohner der zeitgleich entstandenen Wohnsiedlung erbaute Kirche ist ein architekturhistorisch hervorgehobenes Beispiel für einen Kirchenbau der Moderne. Sie ist die erste von drei Kirchen in der Nachbarschaft des Plötzenseer Gefängnisses, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Die Kirche beginnt bereits auf dem Vorplatz mit der 1964 von Florian Breuer gestalteten Gedenkmauer. An ihr sind Namen versammelt, die zu Synonymen für das unermessliche Leiden geworden sind, das Menschen im 20. Jahrhundert einander zugefügt haben.

Adresse
Toeplerstraße 1/Ecke Halemweg
13627 Berlin

Öffnungszeiten
Nach den Gottesdiensten oder nach Vereinbarung (Telefon 030 3813478)
Vorraum mit Blick in die Kirche täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet

Verkehrsverbindung
U-Bahnhof »Halemweg«, dann 5 Minuten Fußweg; Bus 123 bis »Halemweg/Toeplerstraße«, dann 5 Min. Fußweg

Weitere Informationen
www.charlottenburg-nord.de/suehne-christi-kirche

Gedenkregion Charlottenburg-Nord

Informationsstelen

Gedenkstätte Plötzensee

Im Strafgefängnis Plötzensee befand sich eine der zentralen Hinrichtungsstätten der NS-Diktatur. Von 1933 bis 1945 wurden hier nach heutigem Wissen mehr als 2.800 Frauen und Männer ermordet – viele wegen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Die Opfer stammten aus 20 Nationen; etwa die Hälfte von ihnen war nicht deutscher Nationalität.

Der ehemalige Hinrichtungsraum bildet als Ort des Stillen Gedenkens das Zentrum der Gedenkstätte. Die benachbarte Dauerausstellung erinnert an alle hier ermordeten Opfer der nationalsozialistischen Unrechtsjustiz. Die Gedenkstätte Plötzensee ist heute ein europäischer Ort der Erinnerung.

1869 – 1879
als Strafanstalt erbaut

1951 – 1952
Umgestaltung eines Gefängnisteils zur Gedenkstätte im Auftrag des Senats von Berlin, Architekt: Bruno Grimmek

Ab 1954
ein Ort der jährlich stattfindenden Feierstunde zur Erinnerung an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Seit 1987
unter Denkmalschutz

Ehemaliges Strafgefängnis Plötzensee

Bereits seit 1887 war das Strafgefängnis Plötzensee ein Ort für die Vollstreckung der Todesstrafe im deutschen Kaiserreich. Die damalige Adresse Königsdamm 7 ist in den Sterbebüchern des Standesamts von Charlottenburg oft die letzte Spur von Menschen, die hier zwischen 1933 und 1945 nach Unrechtsurteilen der NS-Justiz ermordet wurden.

Heute sind neben dem Torhaus, der Gefängniskirche, dem Kessel- und dem Maschinenhaus auch frühere Zellentrakte erhalten. Am Heckerdamm sind die einstigen Beamtenwohnhäuser zu sehen, die vor der Gefängnismauer errichtet wurden.

1868 – 1879
als Gefängnisanlage für circa 1.200 Gefangene erbaut

1933 – 1945
Untersuchungsgefängnis für politische Gefangene und eine der zentralen Hinrichtungsstätten der NS-Justiz

nach 1945
Nutzung als Jugendstrafanstalt auf Beschluss der Alliierten

ab 1987
Justizvollzugsanstalt für erwachsene männliche Gefangene

2013
Fusion der Justizvollzugsanstalten Plötzensee und Charlottenburg sowie des Justizvollzugskrankenhauses Berlin zur heutigen JVA Plötzensee

Widerstand im Nationalsozialismus

Straßen- oder Brückennamen dienen der Orientierung, aber auch der Erinnerung. In der Entscheidung, welche Personen ausgewählt werden, spiegeln sich politische Werte und Ziele der Vergabezeit.

Der Heuweg, eine Nebenstraße, die als Zufahrt zum späteren Gedenkort Plötzensee Bedeutung erhielt, wurde 1950 nach dem Charlottenburger Kommunisten Richard Hüttig benannt. Hüttig war 1934 der erste politische Häftling, der in Plötzensee hingerichtet wurde.

Der Königsdamm vor dem Haupteingang des ehemaligen Strafgefängnisses Plötzensee wurde 1971 umbenannt: Namensgeber wurde General Friedrich Olbricht, der maßgeblich am Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 beteiligt war und im Bendlerblock hingerichtet wurde.

Zwangsarbeiterlager während der NS-Zeit, Kolonie Pferdemarkt

Auf dem heutigen Gelände dieser Kleingartenkolonie gab es Anfang der 1940er-Jahre ein Wohnbarackenlager. Die Stadtentwässerungsanstalt Berlin stellte 1940 einen Bauantrag zur Unterbringung von etwa 350 »auswärtigen Arbeitern«, die für sie arbeiten sollten. Baupläne, Dokumente und ein Luftbild zeugen von dem weithin unbekannten Lager.

In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 gab es nach heutigem Wissensstand in Berlin etwa 3.000 Barackenlager und andere Unterkünfte für circa 500.000 Männer und Frauen, die Zwangsarbeit leisten mussten. Schon bei geringsten Vergehen drohten harte Strafen. Viele, vor allem ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden in Plötzensee nach Unrechtsurteilen der NS-Justiz hingerichtet.

Widerstand im Nationalsozialismus

Die Paul-Hertz-Siedlung östlich des Kurt-Schumacher-Damms wurde zwischen 1961 und 1965 errichtet.

Hier und in dem westlich errichteten Neubaugebiet wurden fast alle Straßen, Plätze, Schulen und Brücken – auch die Siedlung selbst – nach Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern, nach Gegnerinnen und Gegnern des Nationalsozialismus oder nach Teilnehmern des Attentats- und Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944 benannt. Frauen und Männer – wie Helmuth James Graf von Moltke, Namensgeber der Grundschule an diesem Ort – wurden aufgrund dieses Widerstands gegen das NS-Regime zum Tode verurteilt und in Plötzensee hingerichtet.

Evangelische Gedenkkirche Plötzensee

Die Evangelische Gedenkkirche Plötzensee ist eingebettet in den Gebäudekomplex des evangelischen Gemeindezentrums, errichtet für das Neubaugebiet der Paul-Hertz-Siedlung. Der quadratische Kirchenraum ist konsequent auf den Altar in der Mitte des Raumes ausgerichtet.

Die Kirche ist Gottesdienstraum der Gemeinde und Gedächtnisort für die Opfer von Plötzensee. Auf sechzehn großformatigen Tafeln thematisiert der Wiener Künstler Alfred Hrdlicka die Hinrichtungen in Plötzensee. Er verbindet sie mit biblischen Szenen und gesellschaftskritischen Themen seiner Zeit. Der Bilderzyklus »Plötzenseer Totentanz« ist ein einmaliges Beispiel moderner Kirchenkunst.

1968 – 1970
erbaut

Architekten
Gerd Neumann, Dietmar Grötzebach und Günther Plessow

Bauherrin
Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg

1969 – 1972
Bildzyklus »Plötzenseer Totentanz« von Alfred Hrdlicka

Denkmalschutz für das Ensemble aus Kirche, Gemeindezentrum, Wohnbau und Kindergarten

Katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum

Die Katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum wurde als »Gedächtniskirche der deutschen Katholiken zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933 – 1945« gebaut. Sie ist den Menschen gewidmet, die im Kampf für Glaubens- und Gewissensfreiheit während der NS-Diktatur ermordet wurden.

Heute wird durch gemeinsame Veranstaltungen in ökumenischer Verbundenheit an Widerstandskämpfer*innen erinnert, deren Handeln oft konfessionsübergreifend war. Der von der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam genutzte Glockenturm ist ein Symbol dieser engen Zusammenarbeit.

1960 – 1963
erbaut

Architekten
Hans Schädel und Friedrich Ebert

Bauherr
Erzbistum Berlin

Denkmalschutz für das Ensemble aus Kirche, Glockenturm und Feierhof

Zwangsarbeiterlager während der NS-Zeit, SSW-Werke

In der NS-Zeit befanden sich auf dem Gelände der heutigen Paul-Hertz-Siedlung große Barackenlager der benachbarten Siemens-Schuckertwerke (SSW). Anfang der 1940er-Jahre war fast die Hälfte der Arbeiterinnen und Arbeiter bei den SSW zwangsweise beschäftigt: Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus besetzten Gebieten in West- und Osteuropa, Kriegsgefangene und ab 1944 auch KZ-Häftlinge aus Ravensbrück und Sachsenhausen.

Wie der Siemenskonzern profitierten die meisten Berliner Betriebe von Zwangsarbeit. Nur dadurch konnten in den Kriegsjahren Rüstungsproduktion und Versorgung der Bevölkerung aufrechterhalten werden.

Widerstand im Nationalsozialismus

Das Neubaugebiet westlich des Kurt-Schumacher-Damms wurde zwischen 1956 und 1961 errichtet.

Hier und in der östlich zwischen 1961 und 1965 errichteten Paul-Hertz-Siedlung wurden fast alle Straßen, Plätze und Schulen nach Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern, nach Gegnerinnen und Gegnern des Nationalsozialismus oder nach Teilnehmern des Attentats- und Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944 benannt.

Evangelische Sühne-Christi-Kirche

Die Evangelische Sühne-Christi-Kirche ist ein Beispiel moderner Nachkriegsarchitektur. Die räumliche Nähe zum Hinrichtungsort Plötzensee war ausschlaggebend für die Wahl des Kirchennamens und des künstlerischen Programms.

Die Gedenkmauer, die in die Kirche hineinführt, bildet zusammen mit einer Bodenplatte das »Mahnmal zum Gedenken an Schreckensorte der menschlichen Gesellschaft«. Durch eine Vielzahl langer Metallnägel wird die Wortfolge »Golgatha – Plötzensee – Auschwitz – Hiroshima – Mauern« gebildet. Das Kunstwerk steht im historischen Kontext der Erinnerungsarbeit der 1960er-Jahre in der Bundesrepublik Deutschland und des Baus der Berliner Mauer.

1962 – 1964
erbaut als Gemeindekirche für das Neubaugebiet Charlottenburg-Nord

Architekt
Hansrudolf Plarre

Bauherrin
Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg

1964
Gedenkmauer von Florian Breuer

Denkmalschutz für die Kirche und die umgebende Neubausiedlung

Erinnerung im Stadtraum

In der Gedenkregion Charlottenburg-Nord wurden seit den frühen 1950er-Jahren fast alle Straßen, Plätze und öffentlichen Gebäude nach Männern und Frauen benannt, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus ganz unterschiedlichen Gründen Widerstand geleistet haben. Viele von ihnen wurden dafür von der NS-Unrechtsjustiz zum Tode verurteilt und im Strafgefängnis Plötzensee hingerichtet.

Die Biografien der auf diese Weise geehrten Männer und Frauen des Widerstands wurden zum überwiegenden Teil von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und zusammen mit den Fotos im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zum »Pfad der Erinnerung« zur Verfügung gestellt. Sie sind Teil einer umfassenden Biografiensammlung der Gedenkstätte, zu finden unter: https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/

Photo shows Peter Buchholz

Peter Buchholz

31. Januar 1888 – 04. Mai 1963

Peter Buchholz wird 1888 als Sohn einer kinderreichen Schreinerfamilie in dem Dorf Eisbach in der Nähe von Bonn geboren. Nach einer theologischen Ausbildung wird er 1911 zum katholischen Priester geweiht. Im ersten Weltkrieg ist er ab 1915 Divisionspfarrer und direkt an der Front tätig. Ab 1918 arbeitet Buchholz zunächst lange Jahre als Kaplan in Essen, bevor er ab 1926 als Gefängnispfarrer tätig wird. Mai 1943 wird er nach Berlin versetzt und ist als katholischer Seelsorger auch zuständig für das Strafgefängnis Berlin-Plötzensee, wo sich eine der zentralen nationalsozialistischen Hinrichtungsstätten befindet. Zu diesem Zeitpunkt werden hier monatlich weit über 100 Todesurteile der NS-Justiz vollstreckt. Buchholz betreut diejenigen deutschen und ausländischen Häftlinge, die Widerstand gegen das NS-Regime geleistet haben und auf ihre Hinrichtung warten. Ab August 1944 sind es vorwiegend Menschen, die wegen ihrer Beteiligung am Umsturzversuch vom 20. Juli inhaftiert und in Plötzensee ermordet werden. In enger Zusammenarbeit mit dem evangelischen Pfarrer Harald Pölchau vermittelt er zwischen den Häftlingen und ihren Angehörigen letzte Nachrichten oder überbringt heimlich Lebensmittel und Briefe. Nach dem Krieg wird er für kurze Zeit Beauftragter für kirchliche Angelegenheiten im neu gebildeten Magistrat der Stadt Berlin, bevor er 1946 wieder ins Rheinland zurückkehrt. Neben seiner wieder aufgenommenen Arbeit als Gefängnispfarrer setzt er sich in zahlreichen Vorträgen und Rundfunkansprachen für die Erinnerung an diejenigen Frauen und Männer des Widerstands ein, die in Plötzensee hingerichtet wurden. Peter Buchholz stirbt 75-jährig am 4. Mai 1963 in Bonn.

Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Foto: Stiftung Eisbacher Marienkapelle

Photo shows Gustav Dahrendorf

Gustav Dahrendorf

08. Februar 1901 – 30. Oktober 1954

Der Kaufmann Gustav Dahrendorf wird 1932 für die SPD als einer der jüngsten Abgeordneten in den Reichstag gewählt. Er wird als Sozialdemokrat 1933 zweimal inhaftiert. Seine Tätigkeit im Brennstoffgroßhandel nutzt Dahrendorf für illegale Verbindungen zu früheren Parteifreunden um Julius Leber, Carlo Mierendorff, Theodor Haubach und Wilhelm Leuschner. Er ist verheiratet mit Lina Maria Sörnsen, mit der er zwei Söhne hat. Gustav Dahrendorf beteiligt sich an der Umsturzplanung der Gruppen um Ludwig Beck und Carl Goerdeler und stellt sich als politischer Beauftragter für den Wehrkreis X (Hamburg) zur Verfügung.
Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler verurteilt der Volksgerichtshof unter Roland Freisler am 20. Oktober 1944 die Sozialdemokraten Julius Leber, Adolf Reichwein und Hermann Maass zum Tode. Im selben Prozess wird Gustav Dahrendorf zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt und bleibt bis zu seiner Befreiung durch die sowjetischen Truppen Gefangener im Zuchthaus Brandenburg-Görden.
Nach dem Krieg widersetzt er sich in der sowjetischen Besatzungszone der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED und findet nach seiner Flucht in Hamburg eine neue Aufgabe in der Entwicklung der Konsumgenossenschaften.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Institut für Zeitgeschichte, München, Signatur: Ed. 106 Bd. 28

Photo shows Alfred Delp

Alfred Delp

15. September 1907 – 02. Februar 1945

In Mannheim als ältester Sohn von sechs Kindern in einer gemischt-konfessionellen Ehe geboren, entscheidet sich Alfred Delp als Vierzehnjähriger für den Katholizismus. Während seiner Zeit von 1922 und 1926 am Bischöflichen Konvikt in Dieburg arbeitet er aktiv im Bund Neudeutschland mit. Nach einem Noviziat im Jesuitenorden studiert Delp zwischen 1928 und 1931 Philosophie. Anschließend ist er bis 1934 Jugenderzieher im Internat des Jesuitenkollegs in Feldkirch und Präfekt am Jesuitenkolleg St. Blasien; ab 1934 studiert Delp Theologie und empfängt 1937 die Priesterweihe. Zwischen 1939 und ihrem Verbot 1941 ist Delp Redakteur der angesehenen katholischen Zeitschrift »Stimmen der Zeit«, danach Rektor der Filialgemeinde St. Georg in München-Bogenhausen.
Durch Veranlassung von Augustin Rösch arbeitet Delp 1942/43 intensiv im Kreisauer Kreis mit und kann hier Grundlinien der katholischen Soziallehre in die Neuordnungspläne einfließen lassen. Er nimmt an der 2. und 3. Kreisauer Tagung teil, legt Denkschriften unter anderem über die »Arbeiterfrage« und das »Bauerntum« vor. Delp tritt jedoch nicht nur als Denker und Philosoph hervor, sondern stellt auch Kontakte von einzelnen Münchener Widerstandskreisen zur Gruppe um Moltke her.
Am 28. Juli 1944 wird Alfred Delp in München verhaftet, am 11. Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Privatbesitz

Photo shows Elisabeth und Erich Gloeden Photo shows Elisabeth und Erich Gloeden

Elisabeth und Erich Gloeden

09. Dezember 1903 – 30. November 1944 / 23. August 1888 – 30. November 1944

Erich Gloeden ist der Sohn des bedeutenden jüdischen Bronzegießereibesitzers Siegfried Loevy. Aus der Werkstatt der Gebrüder Loevy stammt zum Beispiel der Schriftzug »Dem deutschen Volke« am Berliner Reichstagsgebäude. Als Erich Loevy geboren lässt er sich 1918 von einem Freund der Familie adoptieren, um seinen jüdischen Namen abzulegen. Als Architekt arbeitet er während des Krieges in Berlin.

Elisabeth »Lilo« wird in Köln geboren und ist promovierte Juristin und Gerichtsreferendarin. Sie und Erich Gloeden heiraten 1938. Das Ehepaar unterstützt gemeinsam mit Lilos Mutter Elisabeth Kuznitzky, die bei Ihnen wohnt, verfolgte Juden und Jüdinnen. Vor allem versorgen sie untergetauchte Bekannte und Verwandte mit Lebensmitteln.
Ende Juli 1944 nehmen sie den General der Artillerie Fritz Lindemann in ihrer Wohnung auf und verstecken ihn. Er ist einer der Hauptbeteiligten am missglückten Attentats- und Staatsstreichversuch vom 20. Juli und war zunächst in Dresden untergetaucht. Durch eine Denunziation wird der Aufenthaltsort des Generals verraten: Am 3. September stürmt die Gestapo die Wohnung, dabei wird Fritz Lindemann schwer verletzt. Elisabeth und Erich Gloeden werden zusammen mit Elisabeth Kuznitzky und anderen Helfern verhaftet und schwer misshandelt. Fritz Lindemann wird in ein Polizeikrankenhaus eingeliefert und stirbt dort am 22. September 1944.

Elisabeth Gloeden, Erich Gloeden und Elisabeth Kuznitzky werden am 27. November vom Volksgerichtshof zu Tode verurteilt und drei Tage später, am 30. November 1944 im Strafgefängnis Plötzensee hingerichtet.

Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Foto: Privatbesitz, Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Photo shows Carl Friedrich Goerdeler

Carl Friedrich Goerdeler

31. Juli 1884 – 02. Februar 1945

Carl Friedrich Goerdeler ist seit 1930 Oberbürgermeister von Leipzig und übt in der Endphase der Weimarer Republik gleichzeitig das Amt eines Reichskommissars für die Preisüberwachung aus. Seit 1935 hat er heftige Auseinandersetzungen mit der NSDAP. Nach seinem Rücktritt als Oberbürgermeister im April 1937 wird Goerdeler als Berater der Robert Bosch GmbH tätig und unternimmt in Deutschland und im Ausland ausgedehnte Reisen. Dabei wirbt er für die Ziele seiner Politik, die sich gegen die Nationalsozialisten richtet. Goerdeler wird so zum Mittelpunkt der zivilen Widerstandskreise. In zahlreichen Denkschriften und Entwürfen plant er die Neuordnung des politischen Lebens in Deutschland nach einem gelungenen Staatsstreich und stellt sich als Reichskanzler zur Verfügung. Bereits vor dem 20. Juli 1944 wird Goerdeler von der Gestapo gesucht. Nach dem Attentat auf Hitler kann er zunächst entkommen, wird kurz darauf denunziert und am 8. September 1944 vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt. Auf Befehl Hitlers wird er erst fünf Monate später nach ausführlichen Vernehmungen am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Photo shows Nikolaus Groß

Nikolaus Groß

30. September 1898 – 23. Januar 1945

Nikolaus Groß wächst im Ruhrgebiet in der Familie eines Schmieds auf und arbeitet nach der Entlassung aus der Volksschule zunächst in einem Walzwerk, seit 1915 im Bergbau. 1917 wird er Mitglied des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter, übernimmt Aufgaben als Gewerkschaftssekretär in Oberhausen, Schlesien und Sachsen, kehrt aber 1924 nach Bottrop zurück. Seit 1926 gehört er zum engen Kreis der Mitarbeiter von Otto Müller, dem Präses des Verbandes Katholischer Arbeiter- und Knappenvereine Westdeutschlands. 1927 übernimmt Groß die Schriftleitung der Westdeutschen Arbeiterzeitung und arbeitet eng mit Bernhard Letterhaus zusammen. Beide setzen sich offen bereits vor 1933 mit den Nationalsozialisten auseinander. Als die Westdeutsche Arbeiterzeitung 1938 verboten wird, lässt Groß als Nachfolgeorgan die Ketteler-Wacht erscheinen. Seit 1941 arbeitet er in der Männerseelsorge und versucht, die Verbandsarbeit fortzusetzen. Groß wird mehrfach verhaftet und verhört. Nach dem 20. Juli 1944 werden seine Verbindungen zu Carl Goerdeler und Jakob Kaiser bekannt. Am 12. August 1944 wird er verhaftet und am 15. Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Im Gefängnis Berlin-Tegel kann ihn seine Frau Elisabeth gegen alle Vorschriften ein letztes Mal sehen. Nikolaus Groß wird am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Katholische Arbeitnehmerbewegung Deutschland, Diözesanverband Köln

Photo shows Max Habermann

Max Habermann

21. März 1885 – 30. Oktober 1944

Max Habermann gehört bis 1933 zur Führungsspitze des Deutsch-Nationalen Handlungsgehilfenverbandes. Nach der Zerschlagung der Gewerkschaften durch die Nationalsozialisten, die ihn eine Zeitlang unter Hausarrest stellen, eröffnet er 1934 ein Geschäft für Büroartikel. Er ist verheiratet mit Anni Stoffers, mit der er zwei Töchter und fünf Söhne hat. Seit dem Winter 1934/35 hält er Kontakt zu Jakob Kaiser und knüpft immer engere Verbindungen zu ihm und zu Wilhelm Leuschner. Seit Kriegsbeginn beteiligt sich Max Habermann mit Kaiser und Leuschner an der Planung einer künftigen Einheitsgewerkschaft, die nach dem Sturz des NS-Regimes verwirklicht werden soll. Nach dem Scheitern des Umsturzversuches vom 20. Juli 1944 kann sich Habermann bei Freunden in Bielefeld verstecken. Als seine Zuflucht bei einem Bombenangriff zerstört wird, will Max Habermann bei seiner Frau unterkommen und wird von der Gestapo verhaftet. Er wählt einen Tag später im Gerichtsgefängnis Gifhorn den Freitod.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: AdsD/Friedrich-Ebert-Stiftung Signatur: 6/FOTA054809

Photo shows Hans Bernd von Haeften

Hans Bernd von Haeften

18. Dezember 1905 – 15. August 1944

Hans Bernd von Haeften wird als zweites Kind in einer angesehenen Offiziersfamilie geboren. Sein Vater ist später Präsident des Reichsarchivs. Er, sein drei Jahre jüngerer Bruder Werner und die ältere Schwester wachsen in einem liberalkonservativen Elternhaus auf, in dem bekannte Gelehrte verkehren. Manche der späteren Gefährten im Widerstand begegnen den Brüdern Haeften bereits in ihrer Jugendzeit. Hans Bernd von Haeften studiert 1924 in Berlin und München Rechtswissenschaft. Nach dem Referendarexamen 1928 verbringt er als Austauschstudent ein Jahr in England, anschließend ist er von 1930 bis 1933 Geschäftsführer der Stresemann-Stiftung. In diesen Jahren hat er erste Verbindungen zur ökumenischen Bewegung der Kirchen Europas. 1933 geht er in den Auswärtigen Dienst und weigert sich auch als Diplomat konsequent, der NSDAP beizutreten. Haeften ist für die Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg einer der wichtigsten Vertrauensleute im Auswärtigen Amt. Er gehört als enger Freund von Adam von Trott zu Solz zugleich zum Kreisauer Kreis und soll nach einem gelungenen Umsturz Staatssekretär im Auswärtigen Amt werden. Nach dem Scheitern des Umsturzversuches vom 20. Juli 1944 kann Hans Bernd von Haeften Berlin verlassen, kehrt jedoch am 22. Juli zurück. Einen Tag später wird er von der Gestapo verhaftet, am 15. August 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und wenige Stunden danach in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Privatbesitz

Photo shows Werner von Haeften

Werner von Haeften

09. Oktober 1908 – 20. Juli 1944

Der Syndikus und Oberleutnant Werner von Haeften ist vor allem an der Ostfront eingesetzt. Nach der Genesung von einer schweren Verwundung wird er seit November 1943 als Adjutant von Claus Schenk Graf von Stauffenberg beim Befehlshaber des Ersatzheeres eingesetzt. Dort ist er an den Attentatsplänen maßgeblich beteiligt. Am 20. Juli 1944 fliegt von Haeften zusammen mit Stauffenberg in das Führerhauptquartier »Wolfsschanze« bei Rastenburg in Ostpreußen. Hier unterstützt er Stauffenberg bei den letzten Vorbereitungen für den Anschlag. Nach der Detonation des Sprengkörpers kann von Haeften sich mit Stauffenberg unter einem Vorwand aus dem Sperrkreis des »Führerhauptquartiers« entfernen. Beiden gelingt es, mit dem Flugzeug nach Berlin zu entkommen. Nach dem Scheitern des Staatsstreiches wird Werner von Haeften in der Nacht zum 21. Juli 1944 im Hof des Bendlerblocks, der Berliner Zentrale des Umsturzversuches, zusammen mit Stauffenberg, Friedrich Olbricht und Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim erschossen.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Privatbesitz

Photo shows Nikolaus Christoph von Halem

Nikolaus Christoph von Halem

15. März 1905 – 09. Oktober 1944

Nikolaus Christoph von Halem beginnt 1922 ein Jura-Studium in Heidelberg. Dort wird er Mitglied im akademischen Corps und knüpft erste Kontakte zu späteren Widerstandskämpfern. 1931 heiratet er Victoria Maria Grabe, das Paar bekommt zwei Söhne. Im Sommer 1933 bricht er seinen Referendardienst ab, weil er den verpflichtenden Beamteneid auf Hitler nicht leisten will und arbeitet zunächst als freier Wirtschaftsberater. Er nimmt Kontakt auf zu anderen Regimegegnern wie Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg, Henning von Tresckow und Herbert Mumm von Schwarzenstein. 1939 lernt er den kommunistischen Widerstandskämpfer Joseph Römer kennen, zusammen beginnen sie, ein Attentat auf Hitler zu planen. Römer wird verhaftet und unter der Folter gibt er vermutlich die Namen der Mitverschwörer von Halem und Schwarzenstein weiter.

Im Februar 1942 wird von Halem verhaftet. Obwohl er in insgesamt zehn Haftanstalten und Konzentrationslagern schwer gefoltert wird, verrät er keine Namen anderer Widerstandsaktivisten. Am 16. Juni 1944 verurteilt der Volksgerichtshof von Halem und von Schwarzenstein zum Tode, am 09. Oktober 1944 wird er im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.

Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Foto: Privatbesitz

Photo shows Ernst Heilmann

Ernst Heilmann

13. April 1881 – 03. April 1940

Ernst Heilmann stammt aus einer jüdischen Familie und tritt schon mit 17 Jahren in die SPD ein. Er studiert Rechts- und Staatswissenschaften, arbeitet aber zunächst als Redakteur und Parlamentsberichterstatter. Im Ersten Weltkrieg wird er als Frontsoldat schwer verletzt. 1919 heiratet er Magdalena Müller, mit der er vier Kinder bekommt. Er nimmt seine publizistische Tätigkeit wieder auf und engagiert sich für »Kriegsbeschädigte«. Hauptsächlich widmet er seine Zeit aber der SPD: Zunächst als Fraktionsvorsitzender im Preußischen Landtag, von 1928 bis 1933 auch als Reichstagsabgeordneter. In zahlreichen Artikeln warnt er schon früh vor den Nationalsozialisten und ihren Plänen. Kurz nach dem Verbot der SPD wird Heilmann im Juni 1933 von der Gestapo verhaftet. Es folgen sieben Jahre Misshandlung, Demütigung und Folter in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern. Am 03. April 1940 wird er im KZ Buchenwald ermordet.

Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Photo shows Paul Hertz

Paul Hertz

23. Juni 1888 – 23. Oktober 1961

Paul Hertz wird 1888 in Worms geboren und stammt aus einer jüdischen Familie. 1903 beginnt er eine Ausbildung zum Kaufmann und engagiert sich bereits gewerkschaftlich. 1908 tritt er aus der jüdischen Religionsgemeinschaft aus. Ab 1910 studiert er Nationalökonomie an der Universität München, die ihn auch ohne Abitur zulässt, und beendet sein Studium 1914 mit der Promotion. 1917 tritt er in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD) ein und wird Wirtschaftsredakteur der Parteizeitung »Freiheit«. Seine politische Karriere beginnt er 1920 in Berlin, wo er Stadtverordneter für Ernährung, Finanzen und Steuerwesen für den Stadtteil Charlottenburg wird. Kurze Zeit später findet die erste Reichstagswahl der Weimarer Republik statt. Paul Hertz zieht als Abgeordneter der USPD in das Parlament ein und vertritt, nach der Rückkehr des rechten Parteiflügels zur SPD, ab 1922 dort die SPD.
Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten reist er Ende März 1933 in seiner Funktion als SPD-Politiker nach Dänemark und Schweden, um dort Parteifreunde über die politische Situation zu informieren. Nach seiner Rückkehr kann er dank einer Warnung seiner drohenden Verhaftung entgehen und flieht zunächst über Zürich nach Prag. Dort engagiert er sich weiterhin in der SPD, wird Redakteur der Exil-Zeitschrift »Die sozialistische Aktion« und arbeitet im Beirat des Völkerbunds. 1938 flieht Hertz zusammen mit seiner Familie nach Paris, ein Jahr später emigrieren sie in die USA.
1949 kehrt Hertz auf Wunsch des Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter nach Berlin zurück. Auch aufgrund seiner in den USA erworbenen Kenntnisse und Kontakte wird er Senator für den Marshallplan und Kreditwesen und verantwortlich für das Berliner Notstandsprogramm. Später wird er Senator für Wirtschaft und Finanzen und damit auch für den Wohnungsbau der Stadt zuständig. Mit seiner Arbeit trägt er wesentlich zum Aufbau Berlins in den Nachkriegsjahren bei. Paul Hertz stirbt am 23. Oktober 1961 in Berlin.

Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Photo shows Cäsar von Hofacker

Cäsar von Hofacker

11. März 1896 – 20. Dezember 1944

Nach der Rückkehr aus französischer Kriegsgefangenschaft beginnt Cäsar von Hofacker 1920 ein Studium der Rechtswissenschaften und arbeitet seit 1927 für die Vereinigten Stahlwerke in Berlin, deren Prokurist er 1938 wird. 1931 tritt er dem Stahlhelmbund der Frontsoldaten bei. Er ist mit Ilse Pastor verheiratet, mit der er fünf Kinder hat. Als Reserveoffizier wird er im August 1939 zur Wehrmacht eingezogen. Nach der Besetzung Frankreichs 1940 ist er in der deutschen Militärverwaltung in Paris tätig und wird im Herbst 1943 in den Stab des Militärbefehlshabers General Carl Heinrich von Stülpnagel übernommen. Hofacker ist ein Vetter Stauffenbergs und stellt die Verbindung zwischen den Gruppen der militärischen Opposition in Paris und Berlin her. Am 20. Juli 1944 ist er mit Stülpnagel für den kurze Zeit sehr erfolgreichen Umsturzversuch in Frankreich verantwortlich. Nach dem Scheitern der Verschwörung wird Cäsar von Hofacker in Paris verhaftet, am 30. August 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 20. Dezember 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Photo shows Richard Hüttig

Richard Hüttig

18. März 1908 – 14. Juni 1934

Richard Hüttig stammt aus Bottendorf in Thüringen und kommt als Jugendlicher nach Berlin. Er arbeitet als Maurer, wohnt in einem Charlottenburger Arbeiterviertel und wird Mitglied der »Roten Jungfront« der KPD. Ab 1930 leitet er die Häuserschutzstaffel des neugegründeten »Kampfbund gegen den Faschismus« in seinem Kiez, dem »kleinen Wedding«. So sollen die Häuser und ihre Bewohner vor Übergriffen von SA-Sturmtruppen geschützt werden. In den ersten Monaten 1933 kommt es zu zahlreichen Straßenkämpfen zwischen SA-Angehörigen und den Kommunisten des Kampfbundes, dabei wird am 17.2.1933 der SS-Scharführer von der Ahé erschossen.
Hüttig verlässt auf Anraten seiner Freunde für kurze Zeit Berlin. Im Juni 1933 kommt er zurück und versucht, die durch viele Verhaftungen dezimierte Häuserschutzstaffel neu zu organisieren. Bei einer Razzia im September wird er zusammen mit anderen Mitgliedern verhaftet und in das Gestapo-Gefängnis Columbiadamm gebracht – dem späteren KZ Columbiahaus – und dort schwer misshandelt. Mit der erklärten Absicht, durch ein Todesurteil gegen den Hauptangeklagten Hüttig eine abschreckende Wirkung auf Widerstandsaktivitäten zu erzielen, wird gegen ihn und weitere 16 Männer am 1. Februar 1934 der Prozess eröffnet. Obwohl das Gericht in der Urteilsverkündung einräumt, dass Hüttig nichts nachzuweisen ist, wird er »wegen schweren Landfriedensbruchs und versuchten Mordes« zum Tode verurteilt. Gegen die anderen Mitglieder der Charlottenburger Häuserschutzstaffel werden hohe Haftstrafen verhängt. Am 14. Juni 1934 wird Richard Hüttig im Strafgefängnis Plötzensee als erster politischer Häftling hingerichtet.

Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Foto: Bezirksamt Charlottenburg

Photo shows Jakob Kaiser

Jakob Kaiser

08. Februar 1888 – 07. Mai 1961

Jakob Kaiser erlernt zunächst das Handwerk des Buchbinders und ist bereits vor dem Ersten Weltkrieg im Nürnberger Kolping-Verein tätig. In der Weimarer Republik gilt er bald als führender Vertreter der christlichen Gewerkschaftsbewegung und wird früh zu einem entschiedenen Gegner der Nationalsozialisten, die 1933 alle Einzelgewerkschaften »gleichschalten« und die »Deutsche Arbeitsfront« bilden. Seit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft verfügt Kaiser über enge Verbindungen zu Wilhelm Leuschner und Max Habermann. Zusammen mit ihnen setzt er sich für die Einheitsgewerkschaft ein. Um ihn sammelt sich in den folgenden Jahren ein Kreis von Regimegegnern, der engen Kontakt zu Carl Goerdeler hat. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 kann Jakob Kaiser, der von der Gestapo gesucht wird, mit Hilfe seiner späteren Frau und politischen Weggefährtin Elfriede Nebgen untertauchen. Er überlebt das Kriegsende und gehört zu den Mitbegründern der CDU in Berlin.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Institut für Zeitgeschichte, München, Signatur: ED 106/33

Photo shows Johanna Kirchner

Johanna Kirchner

24. April 1889 – 09. Juni 1944

Aus einer alten sozialdemokratischen Familie in Frankfurt am Main stammend, gehört Johanna Kirchner seit dem 14. Lebensjahr der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), dann der SPD an, arbeitet für die Arbeiterwohlfahrt und als Zeitungskorrespondentin auf Partei- und Gewerkschaftskongressen. Als 1933 gegen sie ein Haftbefehl erlassen wird, befindet sie sich auf einer Reise in die Schweiz, um für andere Verfolgte des NS-Regimes Fluchthilfe zu organisieren. Sie emigriert zunächst ins Saargebiet, beteiligt sich an den Vorbereitungen zur Saarabstimmung und muss im Januar 1935 weiter flüchten. Im französischen Forbach, nahe der deutschen Grenze, bleibt sie mit dem Kampf der deutschen Hitlergegner eng verbunden und steht mit kommunistischen Gruppen in Kontakt. Als Mitarbeiterin der Beratungsstelle für Saarflüchtlinge gibt sie ab 1936 mit Emil Kirschmann ein Informationsblatt heraus und wird 1937 Mitglied des in Straßburg gegründeten Hilfskomitees für die Saar-Pfalz. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wird Johanna Kirchner auf Erlass der französischen Regierung interniert. Obwohl es zunächst gelingt, sie mit Hilfe französischer Freunde aus dem Lager Gurs zu befreien, wird sie später von der Vichy-Regierung an Deutschland ausgeliefert. Seit dem 9. Juni 1942 in Deutschland Gestapo-Vernehmungen ausgesetzt, verurteilt sie der Volksgerichtshof im Mai 1943 zu zehn Jahren Zuchthaus. In einem Wiederaufnahmeverfahren wird sie vom Volksgerichtshof am 21. April 1944 zum Tode verurteilt und am 9. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: AdsD/Friedrich-Ebert-Stiftung, Signatur: 6/FOTA007180

Photo shows Friedrich Karl Klausing

Friedrich Karl Klausing

24. Mai 1920 – 08. August 1944

Friedrich Karl Klausing will Berufsoffizier werden und tritt im Herbst 1938 als Fahnenjunker in das angesehene Potsdamer Infanterieregiment 9 ein. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wird er zunächst in Polen und Frankreich eingesetzt und nimmt im Winter 1942/43 an den Kämpfen bei Stalingrad teil. Dort wird er schwer verwundet und nach einer weiteren Verwundung 1943 zum Innendienst beim Oberkommando der Wehrmacht nach Berlin versetzt. Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg kann ihn dort für seine Verschwörungspläne gewinnen. Am 15. Juli 1944 begleitet Klausing Stauffenberg als Adjutant in das ostpreußische »Führerhauptquartier«. Das zunächst für diesen Tag geplante Attentat kann aber nicht ausgeführt werden. Am 20. Juli 1944 hält er sich im Bendlerblock, der Zentrale der Verschwörer in Berlin, auf und ist dort für die Übermittlung der »Walküre«-Befehle mitverantwortlich. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli kann Klausing zunächst entkommen und sich bei Freunden verstecken. Am nächsten Morgen stellt er sich jedoch der Gestapo und wird im ersten Schauprozess gegen die Verschwörer vom Volksgerichtshof am 8. August 1944 zum Tode verurteilt. Friedrich Karl Klausing wird noch am selben Tag in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Bundesarchiv, Signatur: Bild 146II-760

Photo shows Bernhard Letterhaus

Bernhard Letterhaus

10. Juli 1894 – 14. November 1944

Der in Barmen aufgewachsene Bernhard Letterhaus besucht nach der Lehre in einem Textilbetrieb die Höhere Fachschule für Textilgestaltung. Früh schließt er sich der Katholischen Arbeiterbewegung an. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg findet er 1921 einen Aufgabenbereich im Zentralverband christlicher Textilarbeiter. 1927 folgt er einer Bitte des Verbandspräses der Katholischen Arbeiter- und Knappenvereine Westdeutschlands, Otto Müller, und wird Verbandssekretär in der KAB-Zentrale Mönchengladbach. 1928 wird die Geschäftsführung in das Kölner Ketteler-Haus verlegt. Letterhaus hat so ständigen Kontakt zu Nikolaus Groß. Zum Ende der Weimarer Republik gehört er zum Kölner Kreis, der sich um Otto Müller, Groß und Joseph Joos gebildet hat. Er ist verheiratet mit Grete Thiel, mit der er eine Tochter hat. Letterhaus vertritt seit 1928 die Zentrumspartei im Preußischen Landtag und wird nach 1933 mehrfach verhört. Mitte der dreißiger Jahre wird das Kölner Ketteler-Haus zum Mittelpunkt einer Widerstandsgruppe, die sich bewusst in die Tradition der Katholischen Arbeiterbewegung stellt. 1939 wird Bernhard Letterhaus zum Wehrdienst eingezogen und kann seit 1942 als Hauptmann im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht Bedeutung als Verbindungsmann der Verschwörer des 20. Juli zur ehemaligen Katholischen Arbeiterbewegung erlangen. Beim Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 ist er bereit, das Amt eines politischen Beauftragten im Wehrkreis VI (Münster) zu übernehmen. Am 25. Juli 1944 festgenommen, wird Letterhaus am 13. November 1944 zum Tode verurteilt und einen Tag später in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Katholische Arbeitnehmerbewegung Deutschland, Diözesanverband Köln

Photo shows Franz Leuninger

Franz Leuninger

28. Dezember 1898 – 01. März 1945

Franz Leuninger erlernt zunächst das Maurerhandwerk und leitet in der Weimarer Republik verschiedene Bezirksorganisationen der christlichen Gewerkschaften. Er ist verheiratet mit Anna Paulina Meuser, mit der er drei Söhne hat. 1930 zieht er für die Zentrumspartei ins Breslauer Stadtparlament ein und kandidiert im März 1933 auch für den Reichstag. Leuninger ist ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Nach der Zerschlagung der Gewerkschaften im Frühsommer 1933 übernimmt er die Geschäftsführung der gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft »Deutsches Heim«. Auf diese Weise kann er die Verbindungen zu Verfolgten und Gegnern des NS-Regimes aufrechterhalten und kommt später in Kontakt mit den Widerstandsgruppen um Carl Goerdeler und Ludwig Beck. Die Verschwörer gewinnen Leuninger für das Amt des Oberpräsidenten der Provinz Schlesien. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wird er am 26. September 1944 festgenommen und für mehrere Monate im Berliner Zellengefängnis Lehrter Straße inhaftiert, am 26. Februar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 1. März 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Photo shows Bernhard Lichtenberg

Bernhard Lichtenberg

03. Dezember 1875 – 05. November 1943

Der 1899 zum Priester geweihte Bernhard Lichtenberg ist mehr als vierzig Jahre in der Berliner Seelsorge tätig und wirkt zuletzt als Domprobst an der Bischofskirche St. Hedwig in Berlin. In den Weimarer Jahren ist er Bezirksverordneter für die katholische Zentrumspartei in Berlin-Charlottenburg und gehört dem Friedensbund Deutscher Katholiken sowie der Arbeitsgemeinschaft der Konfessionen für den Frieden an. 1933 durchsuchen die Nationalsozialisten erstmals seine Wohnung. Als konsequenter Gegner des NS-Regimes wird Lichtenberg seit 1935 zu einem Vertrauten des neuen Berliner Bischofs Konrad Graf von Preysing. 1941 protestiert er in einem Brief an den Reichsärzteführer Conti entschlossen gegen die Krankenmorde. Die Gestapo, die Lichtenbergs mutiges Eintreten für Häftlinge und Juden überwacht, nimmt ihn nach einer Denunziation am 23. Oktober 1941 fest. Am 22. Mai 1942 wird er vom Sondergericht I beim Landgericht Berlin verurteilt und nach der Verbüßung seiner zweijährigen Haftstrafe in Berlin-Tegel und im Arbeitserziehungslager Wuhlheide in das KZ Dachau überstellt. Der schwerkranke Priester stirbt 1943 in Hof/Saale auf dem Transport in das Lager.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Privatbesitz

Photo shows Hermann Maaß

Hermann Maaß

23. Oktober 1897 – 20. Oktober 1944

Hermann Maaß wächst in der Familie eines Bahnbeamten auf und meldet sich nach dem Abitur freiwillig zum Kriegsdienst. 1918 bei einem Gasangriff schwer verletzt, studiert er in Berlin Philosophie, Psychologie und Soziologie. Nach dem Staatsexamen schreibt er sich an der neugegründeten Hochschule für Politik ein, die dazu beitragen soll, das Fundament der Weimarer Republik zu stärken. Maaß will ursprünglich Wohlfahrtspfleger werden, übernimmt aber 1924 die Geschäftsführung des Reichsausschusses der deutschen Jugendverbände. 1933 verliert er dieses Amt im Zuge der »Gleichschaltung« der Jugendorganisationen durch die Nationalsozialisten. Nach dem Beginn des NS-Regimes wird Maaß einer der engsten Mitarbeiter des ehemaligen hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner. Ein Angebot, an der Harvard-Universität zu lehren, lehnt er ab, um in Deutschland den Nationalsozialismus bekämpfen zu können. Er ist weiterhin publizistisch tätig, wird schließlich Geschäftspartner Leuschners und nutzt seine Geschäftsreisen, um freigewerkschaftliche Widerstandszellen aufzubauen. Maaß wird am 8. August 1944 festgenommen, am 20. Oktober 1944 zum Tode verurteilt und am selben Tag in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Privatbesitz

Photo shows Helmuth James Graf von Moltke

Helmuth James Graf von Moltke

11. März 1907 – 23. Januar 1945

Helmuth James Graf von Moltke studiert seit 1925 in Berlin Rechts- und Staatswissenschaften. Engagiert leitet er in Schlesien ein freiwilliges Arbeitslager für Studenten, Bauern und Industriearbeiter. Moltke, der den demokratischen Kräften seiner Zeit nahe steht, verfolgt Hitlers Aufstieg mit offener Kritik. Daher verzichtet er 1933 auf ein Richteramt und lässt sich 1935 als Anwalt in Berlin nieder. Zwischen 1935 und 1938 absolviert er zudem eine Ausbildung als britischer Rechtsanwalt (Barrister) und plant die Übernahme eines Anwaltsbüros in London, die durch den Kriegsbeginn im September 1939 verhindert wird. Im selben Monat wird Moltke als Kriegsverwaltungsrat in das Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht in Berlin verpflichtet. Als Sachverständiger für Kriegs- und Völkerrecht versucht er, sich gegen Unrecht und Willkür einzusetzen. Besonders engagiert er sich für die humane Behandlung von Kriegsgefangenen und die Einhaltung des Völkerrechts. Bereits 1939 verfasst Moltke erste Denkschriften zur politischen Neuorientierung Deutschlands. Anfang 1940 stößt Peter Graf Yorck von Wartenburg zu einer Gruppe von Regimegegnern um Moltke. Moltke und Yorck werden zu den führenden Köpfen des daraus entstehenden Kreisauer Kreises und nehmen an den meisten der Beratungen in Berlin und in Kreisau teil. Moltke versucht, durch systematische Ausweitung seine Kontakte zu protestantischen und katholischen Kirchenführern und zu den Führern der politischen sozialdemokratischen Opposition zu erweitern. Nachdem Moltke Mitglieder des Solf-Kreises vor einer Gestapo-Überwachung warnt und dies entdeckt wird, wird er am 19. Januar 1944 verhaftet. Seine Beteiligung an den Staatsstreichplänen wird erst nach dem gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 bekannt. Am 11. Januar 1945 verurteilt der Volksgerichtshof ihn zum Tode. Helmuth James Graf von Moltke wird am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Privatbesitz

Photo shows Friedrich Olbricht

Friedrich Olbricht

04. Oktober 1888 – 20. Juli 1944

Nach dem Abschluss seiner Ausbildung zum Generalstabsoffizier, die durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen worden ist, wird Olbricht 1926 in das Reichswehrministerium in die Abteilung »Fremde Heere« berufen und kommt 1933 als Stabschef nach Dresden. Er ist verheiratet mit Eva Koeppel, mit der er eine Tochter und einen Sohn hat. Im März 1940 wird Olbricht zum Chef des Allgemeinen Heeresamtes beim Oberkommando des Heeres in Berlin ernannt und ist in Personalunion seit 1943 auch Chef des Wehrersatzamtes beim Oberkommando der Wehrmacht. Er betreibt in Abstimmung mit zivilen Oppositionsgruppen um Ludwig Beck und Carl Goerdeler seit 1942 die Ausarbeitung der »Walküre«-Pläne, um den Verschwörern die Übernahme der vollziehenden Gewalt zu ermöglichen. Im Herbst 1943 fordert er Stauffenberg als Stabschef für sein Amt an, bis dieser im Juni 1944 zum Befehlshaber des Ersatzheeres General Fromm wechselt. Als am 20. Juli 1944 das mehrfach verschobene Attentat auf Hitler stattfindet, löst Olbricht am Nachmittag in Berlin den »Walküre«-Alarm aus. Nach dem Scheitern des Umsturzversuches wird er noch in der Nacht im Hof des Bendlerblocks zusammen mit Stauffenberg, Mertz von Quirnheim und Werner von Haeften erschossen.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Photo shows Dorothee Poelchau

Dorothee Poelchau

06. Juni 1902 – 04. November 1977

Dorothee Ziegele wird 1902 als zweite Tochter des Pfarrers Paul Eugen Ziegele und seiner Frau Berta in Steinkirchen geboren. Sie erfährt Prägungen durch die Jugendbewegung. Im Wintersemester 1921/22 beginnt sie in Leipzig das Studium der Germanistik. Gleichzeitig macht sie eine Ausbildung an der dortigen Bibliotheksschule, wo sie 1923 den Abschluß für den mittleren Bibliotheksdienst ablegt. 1923 wird sie an der Universitätsbibliothek Tübingen fest angestellt. In dieser Zeit lernen sich Dorothee Ziegele und Harald Poelchau kennen. 1926 nimmt sie eine Stelle in der Bibliothek des Statistischen Reichsamts in Berlin an. Die Heirat von Dorothee und Harald Poelchau findet am 12. April 1928 in Herrenberg/Württemberg statt. Genauso wie ihr Mann ist sie von Beginn an gegen das NS-Regime eingestellt. 1938 wird ihr gemeinsamer Sohn Harald Stephan jun. geboren. Dorothee Poelchau ist in die heimliche Hilfe ihres Mannes, die er für untergetauchte Juden und die Angehörigen politischer Häftlinge leistet, aktiv eingebunden. Sie besorgt Lebensmittel und betreut die Verfolgten, die in der eigenen Wohnung aufgenommen werden. Zudem stellt sie verschiedene Kontakte für die Unterzubringenden her. Sie bereitet Speisen zu, die ihr Mann den Gefangenen in den verschiedenen Gefängnissen zukommen lassen kann. In den letzten Kriegswochen verlässt sie mit ihrem Sohn Harald Berlin, kehrt aber im Sommer 1945 wieder nach Berlin zurück.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Privatbesitz

Photo shows Harald Poelchau

Harald Poelchau

05. Oktober 1903 – 29. April 1972

Als Sohn eines Potsdamer Pfarrers geboren, wächst Harald Poelchau in Schlesien auf, studiert ab 1922 an der Kirchlichen Hochschule in Bethel Theologie und anschließend Wohlfahrtspflege an der Berliner Hochschule für Politik. Nach einer zweijährigen Tätigkeit als Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfe promoviert er 1931 bei Paul Tillich, dem führenden Vertreter des Religiösen Sozialismus. Ende 1932 bewirbt sich Poelchau in Berlin um eine Stelle als Gefängnispfarrer und wird im April 1933 der erste vom NS-Regime eingesetzte Geistliche in einer Strafanstalt. Als Justizbeamter wird er bald zum wichtigen Beistand für die Opfer der nationalsozialistischen Gewalt und begleitet Hunderte zum Tode Verurteilte zur Hinrichtung. Seit 1941 gehört er zum Kreis um Helmuth James Graf von Moltke und nimmt an der ersten Kreisauer Haupttagung teil. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 kann er den Angehörigen vieler am Umsturzversuch Beteiligter letzte Nachrichten und Briefe übermitteln. Ohne später von der Gestapo ermittelt zu werden, überlebt Harald Poelchau das Kriegsende.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Institut für Zeitgeschichte, München, Signatur: ED 106/39

Photo shows Johannes Popitz

Johannes Popitz

02. Dezember 1884 – 02. Februar 1945

Der Verwaltungsjurist Johannes Popitz ist seit 1919 im Reichsfinanzministerium tätig, wo er 1925 zum Staatssekretär ernannt wird. Reichskanzler Franz von Papen setzt ihn nach seinem Staatsstreich gegen Preußen am 20. Juli 1932 als Reichskommissar für das preußische Finanzministerium ein. Ein Jahr später, am 21. April 1933, wird Popitz von der NS-Führung zum neuen preußischen Finanzminister ernannt. Seit 1938 arbeitet Popitz mit Hans Oster vom Amt Ausland/Abwehr zusammen. Er kann vielfältige Kontakte zu Kreisen der Militäropposition herstellen, die er auch im Rahmen der »Mittwochs-Gesellschaft«, einem sehr angesehenen Kreis von wissenschaftlich interessierten Persönlichkeiten, ausbaut. Popitz ist unter den Verschwörern der einzige amtierende Minister, der wegen seiner entschieden konservativen Ansichten bis heute stark umstritten ist. Es ist vorgesehen, ihn nach einem gelungenen Umsturz zum Kultusminister zu ernennen. Nach dem missglückten Attentat vom 20. Juli 1944 verhaftet die Gestapo Johannes Popitz trotz seiner Kontakte zu Heinrich Himmler, den er ebenfalls für ein Vorgehen gegen Hitler gewinnen will. Er wird am 3. Oktober vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und fünf Monate später in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Photo shows Adolf Reichwein

Adolf Reichwein

03. Oktober 1898 – 20. Oktober 1944

Nach dem Ersten Weltkrieg setzt sich der Pädagoge Adolf Reichwein für den Aufbau von Volkshochschulen, die Erwachsenenbildung und die Lehrerfortbildung ein. Er ist ein besonderer Vertrauter des preußischen Kultusministers Carl Heinrich Becker. 1930 wird Reichwein Professor für Geschichte und Staatsbürgerkunde an der neu eröffneten Pädagogischen Akademie in Halle und wird dort aus politischen Gründen von den Nationalsozialisten am 24. April 1933 entlassen. Die folgenden Jahre verbringt er als Landschullehrer in Tiefensee bei Berlin, später als Museumspädagoge am Staatlichen Museum für Deutsche Volkskunde in Berlin. Seit 1940 hat Reichwein Kontakt zu den Widerstandskreisen um Wilhelm Leuschner und Julius Leber und gehört selbst dem Kreisauer Kreis an. Im Sommer 1944 hat er nicht nur Kontakte zur militärischen Opposition, sondern trifft sich am 22. Juni 1944 gemeinsam mit Julius Leber mit den kommunistischen Widerstandskämpfern Anton Saefkow und Franz Jacob. Die Teilnahme eines Gestapo-Spitzels an diesem Treffen führt Anfang Juli 1944 zur Festnahme von Julius Leber und Adolf Reichwein. Adolf Reichwein wird am 20. Oktober 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am selben Tag in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Adolf-Reichwein-Archiv, Münster

Photo shows Ernst Schneppenhorst

Ernst Schneppenhorst

19. April 1881 – 24. April 1945

Ernst Schneppenhorst erlernt den Beruf des Schreiners und ist von 1906 bis 1918 Geschäftsführer des Deutschen Holzarbeiterverbandes in Nürnberg. Daneben ist er von 1912 bis 1920 für die SPD Mitglied des Bayerischen Landtages und 1932/33 Reichstagsabgeordneter. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verliert er sein Optikergeschäft und wird 1937 ein Jahr in Haft gehalten. Danach nimmt er wieder Kontakt zu Wilhelm Leuschner auf. Für diesen stellt Schneppenhorst im Herbst 1943 und im Frühjahr 1944 Kontakte zu ehemaligen Gewerkschaftern her. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 werden diese Verbindungen aufgedeckt und Ernst Schneppenhorst wird verhaftet. Er wird im Konzentrationslager Sachsenhausen und später im Gefängnis Lehrter Straße inhaftiert. Zusammen mit den Mitgefangenen Albrecht Graf Bernstorff und Karl Ludwig Freiherr von Guttenberg wird Ernst Schneppenhorst am frühen Morgen des 24. April 1945 von einem SS-Kommando aus der Zelle geholt und ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Rheinland, Signatur: RW 58/3736, fol. 89

Photo shows Kurt Schumacher

Kurt Schumacher

13. Oktober 1895 – 20. August 1952

Kurt Schumacher studiert von 1915 bis 1919 Rechts- und Staatswissenschaften und promoviert 1920. Noch während des Studiums schließt er sich 1918 der SPD an. Von 1920 bis 1930 politischer Redakteur der »Schwäbischen Tagwacht« in Stuttgart, steigt er zum Repräsentanten der Stuttgarter Sozialdemokratie auf. Leidenschaftlich setzt er sich gegen die Antidemokraten für die gefährdete Weimarer Republik ein. Mehrere Jahre ist er Vorsitzender der Stuttgarter Lokalorganisation des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Im September 1930 wird Kurt Schumacher Reichstagsabgeordneter. Als am 23. Februar 1932 Joseph Goebbels im Reichstag die SPD als »Partei der Deserteure« beschimpft, antwortet er mit einer Stegreifrede, die noch heute als eine der schärfsten Attacken gegen den Nationalsozialismus gewürdigt wird. Der steckbrieflich gesuchte Schumacher wird am 6. Juli 1933 in Berlin verhaftet. Kurzen Gefängnisaufenthalten in Berlin und Stuttgart folgt ein fast zehnjähriger Leidensweg durch verschiedene Konzentrationslager. Aus dem KZ Dachau entlassen, wird ihm ein Zwangsaufenthalt in Hannover zugewiesen. Nach dem Attentatsversuch vom 20. Juli 1944 wird er noch einmal für einige Wochen im KZ Neuengamme bei Hamburg inhaftiert. Von Hannover aus beginnt für den unumstritten führenden Mann der Sozialdemokratie der Wiederaufbau der SPD. 1946 wählt ihn der SPD-Parteitag zum Parteivorsitzenden. Er behält dieses Amt bis zu seinem Tod 1952.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: AdSD / Friedrich-Ebert-Stiftung, Signatur: 6/FOTA046603

Photo shows Ludwig Schwamb

Ludwig Schwamb

30. Juli 1890 – 23. Januar 1945

Ludwig Schwamb schlägt nach einem juristischen Studium und seiner zeitweiligen Niederlassung als Rechtsanwalt 1925 die Verwaltungslaufbahn ein. Als Sozialdemokrat wird er 1928 zusammen mit Carlo Mierendorff als persönlicher Referent in das hessische Innenministerium unter Wilhelm Leuschner berufen. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verliert er 1933 sein Amt, siedelt nach Berlin über und arbeitet als Syndikus in einer Schuhfabrik. In den folgenden Jahren hält Schwamb engen Kontakt mit seinen sozialdemokratischen Freunden Leuschner, Mierendorff und Leber, die erst nach und nach aus den Konzentrationslagern entlassen werden. Die Verschwörer des 20. Juli 1944 schlagen Schwamb als politischen Beauftragten für den Wehrkreis XII (Wiesbaden) vor. Er wird nach dem gescheiterten Attentat zusammen mit seiner Frau, die jedoch wenige Tage später wieder freikommt, am 23. Juli 1944 in Frankfurt am Main festgenommen. Nach Monaten der Haft im Gefängnis Lehrter Straße verurteilt ihn der Volksgerichtshof unter Roland Freisler am 13. Januar 1945 zum Tode. Ludwig Schwamb wird am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Institut für Zeitgeschichte, München, Signatur: ED 106/57

Photo shows Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld

Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld

21. Dezember 1902 – 08. September 1944

Der spätere Landwirt Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld wird in Kopenhagen geboren. Er studiert Landwirtschaft in München, Berlin und Breslau. 1923 wird er in München Zeuge des »Hitlerputsches«. Dieses Erlebnis begründet seine Ablehnung des Nationalsozialismus. 1928 heiratet er Marianne Sahm, mit der er fünf Söhne haben wird. Seine aktive Widerstandsarbeit beginnt er 1938 in enger Zusammenarbeit mit seinen Freunden Peter Graf Yorck von Wartenburg und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg. Bereits während der »Sudetenkrise« 1938 wird er wegen seiner Kontakte zum Auswärtigen Amt und zum Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht Verbindungsglied zwischen zivilem und militärischem Widerstand. Als Reserveoffizier mit Kriegsbeginn eingezogen, arbeitet er seit November 1939 im Stab und in der unmittelbaren persönlichen Nähe des späteren Feldmarschalls und Oberbefehlshaber West Erwin von Witzleben. Bereits 1939 erfährt er von Massenerschießungen polnischer Christen und Juden in der Kiesgrube seines polnischen Gutes Sartowitz. Nach der Verabschiedung Witzlebens wird er als »politisch unzuverlässig« 1942 von Paris nach Utrecht versetzt. Im März 1943 holt ihn Hans Oster nach Berlin, wo er sich in vielfältiger Weise an den Staatsstreichvorbereitungen beteiligt. Über seinen Freund Yorck ist er dem Umfeld des Kreisauer Kreises zuzurechnen und tritt wie dieser für eine politische Erneuerung Deutschlands auf christlicher und sozialer Grundlage ein. In Berlin freundet er sich ab September 1943 mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg an. Vorgesehen als Staatssekretär des designierten Staatsoberhauptes Ludwig Beck, gehört er bis zuletzt zum engsten Kreis der Verschwörer. Am 20. Juli 1944 wartet er zusammen mit Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Yorck und Schulenburg in seinem Büro auf die Nachricht von der Durchführung des Attentats in der Wolfsschanze. Er wird in den späten Abendstunden im Bendlerblock festgenommen, am 21. August vom »Volksgerichtshof« zum Tode verurteilt und am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Privatbesitz

Photo shows Hellmuth Stieff

Hellmuth Stieff

06. Juni 1901 – 08. August 1944

Hellmuth Stieff absolviert nach dem Ersten Weltkrieg eine Offiziersausbildung und wird 1938 in den Generalstab versetzt. Seit Oktober 1942 ist er Chef der Organisationsabteilung im Oberkommando des Heeres. Nach Gesprächen mit Henning von Tresckow entschließt sich Stieff im Sommer 1943, an der Vorbereitung eines Attentates auf Hitler mitzuwirken. Er versucht, Generalfeldmarschall Günther von Kluge zur Teilnahme an diesem Umsturzversuch zu bewegen und verwahrt in den folgenden Monaten mehrfach Sprengstoff für einen Anschlag auf Hitler. Allerdings lehnt Stieff es ab, das Attentat selbst auszuführen. Noch in der Nacht des 20. Juli 1944 wird er in Ostpreußen festgenommen und bei den nachfolgenden Vernehmungen von der Gestapo schwer misshandelt. Am 8. August 1944 verurteilt ihn der Volksgerichtshof zum Tode, am selben Tag wird er in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Bundesarchiv/Militärarchiv, Signatur: Bild 146-1981-072-71

Photo shows Theodor Strünck

Theodor Strünck

05. April 1895 – 09. April 1945

Der Jurist Theodor Strünck übernimmt nach dem Abschluss seines Studiums eine leitende Aufgabe in der Versicherungswirtschaft. In den frühen zwanziger Jahren fühlt er sich von nationalistischen Kräften mehr angesprochen als von den Parteien der Weimarer Republik. Die offenkundigen Rechtsbrüche nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten veranlassen ihn jedoch, sich oppositionellen Kreisen zuzuwenden. Auf Betreiben von Hans Oster wird Theodor Strünck 1937 als Reserveoffizier zur Verwendung beim Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht eingezogen und beteiligt sich bereits an den Umsturzplanungen des Jahres 1938. Er unterstützt in enger Zusammenarbeit mit Hans Oster und Carl Goerdeler die Umsturzbestrebungen. Nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli 1944 nutzt Theodor Strünck die sich ihm bietenden Fluchtmöglichkeiten in die Schweiz nicht, um seine Angehörigen nicht der »Sippenhaft« auszusetzen. Er wird mit seiner Frau Elisabeth am 1. August 1944 festgenommen, am 10. Oktober 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und bis zu seiner Ermordung am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg gefangengehalten.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Institut für Zeitgeschichte, München, Signatur: NL Hammer, ED 106, Bd. 58

Photo shows Richard Teichgräber

Richard Teichgräber

05. August 1884 – 25. Februar 1945

Im sächsischen Dahlen östlich von Leipzig geboren, wächst Richard Teichgräber in einer Arbeiterfamilie auf. Als gelernte Schlosser engagiert er sich früh gewerkschaftlich im Deutschen Metallarbeiterverband (DMV) und macht dort Karriere: Ab 1918 ist er hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär, dann Bezirksleiter für Sachsen. Gleichzeitig engagiert er sich kommunalpolitisch und ist in Leipzig von 1919 bis 1925 für die SPD beziehungsweise USPD Stadtverordneter.
Am 2. Mai 1933, wenige Wochen nach Machtübernahme der Nationalsozialisten, werden die freien Gewerkschaften zerschlagen und ihre Mitglieder verfolgt. Ein Verbindungsnetz entsteht unter anderem mit dem Ziel, Kontakt zur internationalen Gewerkschaftsbewegung aufzubauen. Diesem Netzwerk gehört auch Teichgräber an. Über Verbindungen ins Ausland werden Informationen, die in deutschen Betrieben gesammelt werden, sozialdemokratischen Exilorganisationen übermittelt. Mit der Verteilung von Exilschriften wie dem »Neuen Vorwärts« und anderer Publikationen wird versucht, die Zensur in Deutschland zu umgehen und der NS-Propaganda entgegenzuwirken.
Durch die fortgesetzte Gewerkschaftsarbeit bringt sich Teichgräber zunehmend in Gefahr: Am 15. Dezember 1934 wird er von der Gestapo verhaftet. Er kommt 1935 in das Konzentrationslager Sachsenburg bei Chemnitz, wird nach einigen Monaten entlassen, kurze Zeit später wieder festgenommen und 1937 vom Volksgerichtshof wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Aus dem Zuchthaus heraus wird er 1938 in das KZ Buchenwald deportiert, danach Januar 1944 in das Konzentrationslager Majdanek und nach dessen Auflösung in das KZ Auschwitz. Kurz vor Ende des Krieges wird er wie andere Häftlinge in das österreichische KZ Mauthausen transportiert. Im Außenlager Melk wird er am 25. Februar (vermutlich) ermordet.

Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V. Foto: Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Photo shows Maria Terwiel

Maria Terwiel

07. Juni 1910 – 05. August 1943

Maria Terwiel wird am 7. Juni 1910 in Boppard am Rhein geboren. Sie besucht das Gymnasium in Stettin, wo ihr Vater als Vizepräsident beim Oberpräsidium der Provinz Pommern arbeitet. Nach dem Abitur 1931 studiert Maria Terwiel in Freiburg und München Jura. In Freiburg lernt sie ihren späteren Verlobten Helmut Himpel kennen. Da sie als »Halbjüdin« keine Aussicht auf eine Referendarstelle hat, bricht sie ihr Studium ab und kehrt zu ihrer Familie zurück, die inzwischen in Berlin wohnt. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Sekretärin in einem französisch-schweizerischen Textilunternehmen. Maria Terwiel und Helmut Himpel unterstützen jüdische Mitbürger, indem sie ihnen Lebensmittelkarten und Personalpapiere beschaffen. Sie lernen Harro Schulze-Boysen und John Graudenz kennen und beteiligen sich an den Aktionen der Widerstandsgruppe um Schulze-Boysen. Maria Terwiel vervielfältigt auf ihrer Schreibmaschine mehrere Flugschriften, darunter im Januar 1942 die AGIS-Flugschrift »Die Sorge um Deutschlands Zukunft geht durch das Volk« und sie beteiligt sich mit Fritz Thiel an der Zettelklebeaktion vom 17./18. August 1942 gegen die nationalsozialistische Propagandaausstellung »Das Sowjetparadies«. Anfang September 1942 übergibt ihr Fritz Thiel ein Funkgerät. Maria Terwiel wird am 17. September 1942 verhaftet, am 26. Januar 1943 vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Privatbesitz

Photo shows Adam von Trott zu Solz

Adam von Trott zu Solz

09. August 1909 – 26. August 1944

Als fünftes Kind des preußischen Kultusministers August von Trott zu Solz in Potsdam geboren, wächst Adam von Trott in Berlin, Kassel und auf dem hessischen Familiengut Imshausen in einem geistig offenen Klima auf. Ab 1927 studiert er Rechtswissenschaft in München, Berlin und Göttingen. Nach der Promotion tritt er ein Rhodes-Stipendium in Oxford an und gewinnt einen großen englischen Freundeskreis. Er studiert »PPE« (Politik, Philosophie, Volkswirtschaft) und setzt ab 1933 in Deutschland seine juristische Referendarausbildung fort. 1936 legt er das Assessorexamen ab. Er hält Verbindungen zum sozialistischen Untergrund. 1937/38 verbringt er ein Jahr als Rhodes-Stipendiat in China. Seine zahlreichen Auslandsaufenthalte prägen ihn stark. Nach Deutschland zurückgekehrt, nimmt er mit anderen Regimegegnern Kontakt auf, unter ihnen Helmuth James Graf von Moltke und Hans von Dohnanyi, und versucht 1939, die englische Regierung zur Zusammenarbeit zu gewinnen. Nach Kriegsbeginn wirbt er in den USA für den deutschen Widerstand und wird 1940 Mitarbeiter in der Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes, später Leiter des Indienreferats und 1943 Legationsrat. Von 1942 bis 1944 reist er häufig in die Schweiz und nach Schweden und bemüht sich um Kontakte zu den Alliierten, um den geplanten Umsturz außenpolitisch abzusichern. Als zentrales Mitglied des Kreisauer Kreises leitet er Pfingsten 1943 auf der dritten Kreisauer Haupttagung die Diskussion über die Grundlagen künftiger deutscher Außenpolitik. Ab Herbst 1943 arbeitet er eng mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Julius Leber zusammen. Fünf Tage nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wird er verhaftet, am 15. August vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 26. August 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Privatbesitz

Photo shows Oswald Wiersich

Oswald Wiersich

01. September 1882 – 01. März 1945

Bereits als Maschinenbaulehrling schließt sich Oswald Wiersich der Arbeiterbewegung an. Er arbeitet als Angestellter seines Berufsverbandes, ist seit 1912 Bevollmächtigter des Deutschen Metallarbeiterverbandes in Breslau und wird 1923 Bezirkssekretär des ADGB in Schlesien. Für die SPD gehört er in den zwanziger Jahren dem Preußischen Landtag an. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Wiersich im März 1933 mit anderen Gewerkschaftern und Sozialdemokraten mehrere Wochen in »Schutzhaft« genommen. Im folgenden Jahr findet er Arbeit als Buchhalter und bemüht sich, die Kontakte zwischen schlesischen Gewerkschaftskreisen zu festigen. Auch zu Wilhelm Leuschner besteht eine enge Verbindung, wodurch Wiersich bereits früh die Begegnung mit Ludwig Beck ermöglicht wird. Wegen seiner Verbindungen zu Michael Graf von Matuschka, Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg und dem Gewerkschafter Fritz Voigt wird Wiersich nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli 1944 am 22. August 1944 verhaftet, am 28. Februar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 1. März 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Institut für Zeitgeschichte, München, Signatur: Ed. 106 Bd. 60

Photo shows Josef Wirmer

Josef Wirmer

19. März 1901 – 08. September 1944

Der Rechtsanwalt Josef Wirmer ist in der Weimarer Republik als Syndikus des Kartellverbandes der katholischen Studentenvereine tätig und schließt sich dem linken Flügel der Zentrumspartei an. Er unterstützt die Ziele des Reichskanzlers Heinrich Brüning und tritt in den Wahlkämpfen 1932 und 1933 für das Zentrum als Redner auf. Wirmer ist verheiratet mit Hedwig Preckel, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hat. Nach Hitlers Machtübernahme gehört er zu den entschiedenen Kritikern des Reichskonkordats. Politische Freunde wie Brüning emigrieren oder werden wie der Berliner Vorsitzende der Katholischen Aktion Erich Klausener im Juni 1934 ermordet. 1936 schließt sich Wirmer dem Kreis oppositioneller Gewerkschafter um Max Habermann, Jakob Kaiser und Wilhelm Leuschner an. Er bekommt auch Kontakt zu den gleichgesinnten Verschwörern im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht. Seit Jahresende 1941 arbeitet Wirmer mit Carl Goerdeler zusammen. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wird Josef Wirmer am 4. August festgenommen und im Konzentrationslager Ravensbrück gefangen gehalten. Der Volksgerichtshof, vor dem Wirmer die offene Auseinandersetzung mit Freisler sucht, verurteilt ihn am 8. September 1944 zum Tode. Am selben Tag wird er in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Bundesarchiv, Signatur: NL Kaiser

Photo shows Erwin von Witzleben

Erwin von Witzleben

04. Dezember 1881 – 08. August 1944

Der Berufsoffizier Erwin von Witzleben wird nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in die Reichswehr übernommen. Bereits 1937 äußert er, Hitler verfolge eindeutige Kriegspläne. Die Blomberg-Fritsch-Affäre, die es Hitler ermöglicht, den Oberbefehl über die Wehrmacht zu übernehmen, trägt zur Entschlossenheit Witzlebens bei, eine militärische Aktion gegen das NS-Regime zu wagen. Er ist einer der führenden Köpfe hinter den Umsturzplänen vom Herbst 1938. Das Münchener Abkommen lähmt diese Bestrebungen entscheidend. Nach Kriegsbeginn erweisen sich auch andere Umsturzpläne der militärischen Opposition als undurchführbar. Im Mai 1941 wird Erwin von Witzleben Oberbefehlshaber West. Aus gesundheitlichen Gründen scheidet er im März 1942 aus dem Dienst aus, hält jedoch weiterhin engen Kontakt zu den Verschwörern. Schließlich erklärt Erwin von Witzleben sich nach der Niederlage von Stalingrad bereit, bei einem Umsturzversuch den Oberbefehl über die Wehrmacht zu übernehmen. Am Abend des 20. Juli 1944, als das Scheitern des Attentats offenkundig ist, kann er zwar den Bendlerblock verlassen, wird aber am nächsten Tag festgenommen. Erwin von Witzleben wird am 8. August 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tag in Berlin-Plötzensee ermordet.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Photo shows Emmy Zehden

Emmy Zehden

28. März 1900 – 09. Juni 1944

Emmy Windhorst wird 1900 in Lübbecke geboren. Nach der Schulentlassung arbeitet sie als Hauswirtschaftshelferin. Seit 1918 lebt sie in Berlin und heiratet Mitte der 1920er-Jahre Richard Zehden, der später durch die Nürnberger Rassengesetze diskriminiert wird. 1930 schließt sie sich den Ernsten Bibelforschern (Zeugen Jehovas) an. Ihr Mann wird 1938 zu einer fast einjährigen Gefängnisstrafe wegen der Zugehörigkeit zu dieser Religionsgemeinschaft verurteilt. Emmy Zehden ist wie alle Ernsten Bibelforscher eine entschiedene Gegnerin des Kriegsdienstes und beeinflusst ihren Neffen, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Obwohl ihr Mann verurteilt ist und Emmy Zehden weiß, dass ihre Haltung lebensgefährlich ist, beharrt sie auf ihrer Überzeugung. Weil sie ihren Neffen und zwei andere wehrpflichtige Ernste Bibelforscher verbirgt, wird sie zum Tode verurteilt. Nach erfolglosen Gnadengesuchen wird Emmy Zehden am 9. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet. Ihre Abschiedsbriefe werden der Familie vorenthalten.

Die Biografie wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet und im Rahmen einer Kooperation mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die Website zur Verfügung gestellt. Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Führungen und Veranstaltungen

Öffentliche Führungen auf dem Pfad der Erinnerung

Der Pfad der Erinnerung ist ein gut sichtbares Bindeglied zwischen der Gedenkstätte Plötzensee und den benachbarten Kirchen, die sich seit Jahrzehnten dem Gedenken an den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur widmen. Der Gedenkweg wurde 2018 vom Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf mit Fördermitteln der Senatsverwaltung für Wirtschaft eingerichtet.
Der Weg führt von der Sühne-Christi-Kirche über die katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum und die evangelische Gedenkkirche Plötzensee zur Gedenkstätte Plötzensee.
Im ehemaligen Hinrichtungsschuppen des Gefängnisses Plötzensee (heute: Gedenkstätte Plötzensee) wurden während der NS-Zeit mehr als 2800 zum Tode Verurteilte hingerichtet, darunter viele Menschen des Widerstandes gegen Hitler.
An sie erinnern die in der Nähe gelegenen Kirchen in Charlottenburg-Nord. Straßen, Schulen und Plätze in der Region sind nach Widerstandskämpferinnen und -kämpfern benannt.

Termine: 
4. November 2023, 10:00 Uhr
2. Dezember 2023, 10:00 Uhr

Dauer: jeweils 10:00 bis ca. 13:30 Uhr
Beim ersten Termin liegt der thematische Schwerpunkt auf Liane Berkowitz zum Andenken an ihren 100. Geburtstag.

Treffpunkt: Evangelische Sühne-Christi-Kirche, Toeplerstraße 1, 13627 Berlin, Nähe U-Bhf. Halemweg (U7)
Tour-Ende: Gedenkstätte Plötzensee, Hüttigpfad 16

Veranstalter: Volkshochschule City West, Judith Rannenberg
In Kooperation mit dem Ökumenischen Gedenkzentrum Plötzensee und der Evangelischen Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord

Anmeldung über die Volkshochschule:
Telefon 030 902928873 oder per E-Mail: vhs@charlottenburg-wilmersdorf.de
Die Teilnahme ist kostenfrei.

Nähere Informationen:
Pfarrer Michael Maillard
Telefon 030 3813478 (Gemeindebüro)
maillard@charlottenburg-nord.de


Mehrtägiges Seminarangebot:
»Erkundungen in der Gedenkregion Charlottenburg-Nord«

Seminarangebot für Jugend- und Erwachsenengruppen

Die Teilnehmenden lernen in einem mehrtägigen Seminar die Gedenk- und Erinnerungsorte in Charlottenburg-Nord kennen und setzen sich mit dem Nationalsozialismus, dem Widerstand dagegen und der Erinnerungskultur nach 1945 bis heute auseinander.

Orte: Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Gedenkstätte Plötzensee, Evangelische Gedenkkirche Plötzensee, Katholischen Gedenkkirche Maria Regina Martyrum

Termin: auf Anfrage

Veranstalter: Kooperation von Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V., Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Gedenkstätte Plötzensee, Katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum, Ökumenisches Gedenkzentrum Plötzensee

Folder zum Seminarangebot: PDF-Datei herunterladen

Terminanfragen und Anmeldung: Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V.
anmeldung@pfad-der-erinnerung.berlin


Ökumenisches Gedenken – Veranstaltungen

2009 hat sich der Verein »Ökumenisches Gedenkzentrum Plötzensee. Christen und Widerstand« gegründet. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen der zentralen Gedenkkirche der deutschen Katholiken Maria Regina Martyrum und der benachbarten Evangelischen Gedenkkirche Plötzensee zu intensivieren und daran zu erinnern, dass christlich motivierter Widerstand gegen den Nationalsozialismus auch ökumenisch ausgerichtet war.

Gemeinsam werden Veranstaltungen und Vorträge organisiert:

  • Monatliche »Plötzenseer Abende« (Ökumenische Friedensgebete, in der Regel am letzten Donnerstag im Monat um 18:30 Uhr in der Krypta der katholischen Gedenkkirche Maria Regina Martyrum)
  • »Ökumenische Plötzenseer Tage« mit Gottesdiensten, Vorträgen und Konzerten anlässlich des Todestages von Helmuth James Graf von Moltke (rund um den 23. Januar)
  • Veranstaltungen rund um den 20. Juli
  • Projekttage für Schulen, Führungen durch die Gedenkkirchen, Seminare
  • Ausstellungen und vieles mehr

Eine Bibliothek mit Büchern zum Thema Widerstand ist im Aufbau.

Weitere Informationen und Termine:
www.gedenkzentrum.de
www.charlottenburg-nord.de/oekumene-gedenkarbeit


Plötzenseer Abend:
Ökumenisches Friedensgebet und Vortrag

An jedem letzten Donnerstag im Monat um 18:30 Uhr: Ökumenisches Friedensgebet
19:30 Uhr: Vorträge, Filme oder ähnliches

Orte:
Friedensgebet: Katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum
Vorträge, Filme: Evangelische Gedenkkirche Plötzensee

Termine:

Veranstalter: Ökumenisches Gedenkzentrum Plötzensee
www.gedenkzentrum.de


KlangRaum

Psalmen – Musik – Stille: ein meditativer Gottesdienst am Abend, jeden Monat mit einem anderen Instrument, mit den Schwestern vom Karmel Regina Martyrum, jeweils 19:00 Uhr

Ort: Katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum, Heckerdamm 230, 13627 Berlin

Termine:
3. Oktober 2024 mit Benedikt Reidenbach (Gitarre)
14. November 2024 mit Friedemann Graed (Saxophon)

Veranstalter: Karmel Regina Martyrum / Gedenkkirche
www.karmel-berlin.de


ER-LESEN-ES:
»Der Koran – neu gelesen. Historisch, spirituell, theologisch«

P. Felix Körner SJ

Ort: Gedenkkirche Maria Regina Martyrum, Heckerdamm 230, 13627 Berlin

Termin: 16. Oktober 2024, 19:00 Uhr
Anmeldung erbeten unter mail@derklosterladenberlin.de

Veranstalter: Karmel Regina Martyrum / Gedenkkirche
www.karmel-berlin.de


ER-LESEN-ES: Konzert
»Mit den sechs Saiten der Gitarre in den Advent«

Gitarrenkonzert mit Benedikt Reidenbach, Kirchenmusiker an der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum

Ort: Gedenkkirche Maria Regina Martyrum, Heckerdamm 230, 13627 Berlin

Termin: 30. November 2024, 15:00 Uhr

Veranstalter: Karmel Regina Martyrum / Gedenkkirche
www.karmel-berlin.de


»Kleiner Klostermarkt«

Ort: Gedenkkirche Maria Regina Martyrum

Termin: 30. November – 21. Dezember 2024, 18:00 Uhr
Geöffnet Montag – Samstag, 10:00 – 18:00 Uhr

Veranstalter: Karmel Regina Martyrum / Gedenkkirche
www.karmel-berlin.de

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